zurück zur Startseite  zurück zu Linguistik und Didaktik

Satzbildung im Deutschen und im Spanischen

Veränderungen in der Morphosyntax – im Hinblick auf ihren gemeinsamen indoeuropäischen Ursprung

Einleitung

1.                  Deutsch und Spanisch

·   gehören zur gleichen indoeuropäischen (= indogermanischen = idg.) Sprachfami­lie. Also zu einer Sprachengruppe mit einer Flexion  [1] bei der die grammatische Rolle eines Wortes im Satz durch Beugung bestimmt wird, d.h. durch Veränderungen des Wort-Stammes mittels Ablaut, Umlaut, „grammatischer Wech­sel“.

 

·   Die „Urheimat“ eines wahrscheinlichen indogermanischen "Urvolkes“ war 4500 - 3000 v.Chr. irgendwo zwischen dem Schwarzen Meer und Indien, wahrscheinlich im südrussischen Steppengebiet. Dort lebten die sprachlichen Vorfahren von Deutsch und Spanisch im 5. vorchristlichen Jahrtausend als kriegerisches Hirten­volk (in Südrussland?) und zogen, wohl nach Klimaverschlechterungen, zwischen 4400 und 2200 v. Chr. in mehreren Wellen west-, süd- und ostwärts. Auf ihrer Wan­derung erreichten sie auch Mitteleuropa und vermischten sich mit der dort ansässigen autochthonen Bevölkerung. Das veränderte auch die Sprachen.

 

2.                  Kurze Darstellung der indoeuropäischen Morphosyntax

Siehe im Anhang (nach “Wikipedia”) 

3.                 Die Ausbreitung des Indoeuropäischen grafisch:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[Gráficos tomado de I.E.S. de Praves: El indoeuropeo]


 

A. VOM INDOEUROPÄISCHEN ÜBER DAS GERMANISCHE ZUM DEUTSCHEN

1.  Morphosyntaktische Veränderungen im Deutschen im Vergleich zum Indoeuropäischen

Die Prädikation hat sich im Deutschen weiter vom Indoeuropäischen entfernt als im Spanischen, (anders in der Deklination, wo im Deutschen noch vier von acht indogermanischen Kasus markiert  [2] sind und im Spanischen keiner.

Das Germanische entwickelte sich zwischen 1500 und 200 v.Chr. (1. germani­schen Lautverschiebung). Es hat durch die Betonung der ersten Silbe eines Wortes (Stammsilbenbetonung), viele Abschleifungen am Wortende erfahren und viele Endungen verloren. Das hatte gewaltige Auswirkungen:

1.   Morphologie

·   Um die gleichen Funktionen zu bewahren mussten die fehlenden syntaktischen En­dungen ersetzt werden durch Veränderungen im Wortstamm (Ablaute und Um­laute > starke Konjugation ausgebaut) und durch neue analytische (er wird...kommen) und syntaktische (er geht...baden) "Ersatz-Formen“, die gebraucht wurden u.a. für die Bildung der grammatischen Zeiten und für den As­pekt (er ist am/ beim Essen).

·   Das Verb als Prädikat verlor viele morphologische Formen, die das Spanische noch hat. Es gibt nur noch zwei analytische Zeitformen (Präsens und Präteritum [3] und zwei Konjugationen (schwach – stark:  sagen/sagte – gehe/ging). (Vergleich siehe weiter unten)

2.   Syntax

·   Die neuen analytisch-syntaktischen Formen reduzierten die Bedeutung des Ver­bes. Es ist oft nicht mehr Vollverb, sondern nur noch Prädikats-Kern, (oder Hilfs­verb, Modalverb, Existenzverb), das „obligatorisch“ weitere Ergänzungen braucht. In diesen Sätzen, die kein „intransitives Vollverb“ haben – und das sind die meisten Verben -, kann nur so der Satz als die minimale „die Einheit des Gedankens“ erhalten bleiben.

·   Das vollständige Prädikat wird also gebildet aus dem konjugierten Verb plus dem Zusatz.

·   Die Ergänzungen und Zusätze tragen dann die eigentliche semantische Bedeu­tung; das Verb wird semantisch „leerer“ (vgl. das bedeutungsleere „gehen“ > er geht schwimmen, er geht nach Australien).

·   Das semanto-syntaktisch Wichtigere verlagert sich in diesen 2. Prädikatsteil  (> Funktionsverbgefüge, > Nominalstil, „Papierdeutsch“).

·   Der Aussagesatz wird eröffnet mit dem emphatisch oder logisch Wichtigen (meist dem wichtigsten Objekt, Subjekt genannt!), gefolgt vom finiten Teil des Prädikats, dem Grundverb, dann kommt alles andere dazwischen, und am Schluss wird das Prädikat halt „geschlossen“.

·   Da auch im Deutschen das jeweils syntaktisch Wichtige zusammen stehen soll, das Wichtigste (das für die Satzstruktur Wichtigste ist gemeint!, nicht das subjek­tiv Hervorgehobene, das Rhema) sich aber oft in die Ergänzungen und Zusätze verlagert, steht das syntaktisch Nächstwichtigere unmittelbar links vor diesen am Prädikatsende, je weniger wichtig, um so weiter links, - natürlich immer nach dem finiten Verb.

Anders formuliert lautet diese Regel der syntaktischen Verbnähe (nicht ihre semantische Hervorhebung ist gemeint):

Je wichtiger syntaktisch ein Satzteil oder -glied ist, um so weiter rechts steht es topologisch vom finiten Verb entfernt vor dem 2. Prädikatsteil, dem Prädikatsende. (Wenn dieser Teil fehlt, am Satzende.)

·   Die räumliche Distanz der dem Prädikat zugeordneten analytischen und syntakti­schen Formen schafft also einen Satzrahmen (= Satzklammer)[4] oder wenigstens einen Prädikatsrahmen.

·   In diesen werden die Satzglieder und  -teile, die Teil-Gedanken, eingebettet. Dazu sind komplizierte Transformations- und Stellungsregeln notwendig, die dem Spanischsprachigen schwer fallen.

·   Zum einen wird dadurch der kompakte Satzbau mit einem morphologisch und se­mantisch reichen Verb immer mehr von einem analytisch erweiterten Satzbau mit Zusätzen aller Art verdrängt.

·   Die gleichzeitige Reduzierung der deutschen Kasusendungen auf vier (selbst diese sind im Schwinden „das Gesicht von dem Mann“ statt „das Gesicht des Mannes“) bewirkt eine rigidere Satzstellung. Satzglieder, die früher an jeder Posi­tion stehen konnten, sind im heutigen Deutsch auf bestimmte Positionen festgelegt, so etwa die Stellung des finiten Verbs oder des Adjektivattributes.

2.  Zusammenfassend gelten heute für Aussagesätze diese Regeln:  

  1. Die 1. Stelle im Aussage-Satz, vor dem finiten Verb, muss immer besetzt sein.

  2. Nur ein einziges Satzglied kann die erste Stelle besetzen (Subjekt, Subjekter­satz „es“, Adverbiale, Objekt).

  3. Das Subjekt (ersatzweise „es“) darf nicht fehlen und steht unmittelbar vor oder hinter dem finiten Verb, an 1. oder 3. Stelle.

  4. Das Verb als Prädikat bildet eine Satzklammer, mit dem finiten Verb als Satz­kern immer an der zweiten Stelle; die übrigen Prädikatsteile, einschließlich der Verbzusätzen stehen am Satzende.

  5. Innerhalb der Satzklammer gelten komplizierte, aber relativ bewegliche Subordi­nationsregeln für die anderen Satzteile nach dem Prinzip der „syntakti­schen Verbnähe“ (was syntaktisch dem Verb näher ist, steht topologisch weiter rechts von ihm entfernt, vor dem Satzklammerende).

  6. Das deutsche Verb ist semanto-syntaktisch weit offener, unabgeschlossener als das spanische; dies ermöglicht viele Valenzen mit vielen Satzmustern und vie­len obligatorischen und/oder fakultativen Objekten, sogar mit obligatori­schen Doppelobjekten, die das Spanische nicht hat.

  7. Weil es aber viel weniger morphologische Formen als das Spanische hat, braucht es mehr analytische und syntaktische „Ersatzformen“.

3. Daraus folgt für den Sprachgebrauch:

·   Die Gesamtbedeutung des Satzes hängt oft weniger vom finiten Verb als vom je­weiligen Verbzusatz am Satzende ab. Das erfordert Aufmerksamkeit bis zum Satzende. („er macht das Licht ... an, … aus“.) Die Sprache verlangt das Zuhören bis zum Satz- oder Gedankenende. (Viele interpretieren dieses Zuhörenmüssen als ein Zuhörenkönnen, ja sogar als eine besondere deutsche Tu­gend, - die in diesem Maße der Spanischsprachige zum Verstehen nicht braucht, weil er das Satzklammerende nicht abwarten muss, seine Sprache hat keine).

·   Die deutsche Satzbildung ist langsamer, weil schwieriger zu konstruieren  - auch für Deutsche.

·   Daher bleiben Sätze im Gespräch oft unvollständig, es kommt zu Satz-  und Gedankenabbrüchen.

·   Dieses wird auch als Stilmittel benutzt in der Rede („da bin ich weg-, weg-, weg- [man sucht nach einem passenden Verb], …gegangen/gelaufen/ gesprun­gen/- gerannt“) und in der Literatur, z.B. im Naturalismus bei Gerhard Hauptmann.

·   Wohlgeformte Sätze wirken nicht selten schwerfällig, gelten als langatmig. (siehe Thomas Mann, - der Gegensatz dazu ist der hektische, undifferenzierende und „arme“ Stakkato-Stil in den Medien, „Bildzeitung“) - Das Spanische ist auf­grund der kompakten Satzstellung tendenziell entgegengesetzt. Auch weni­ger Gebildete tun sich leichter in der Satzbildung, ja sind oft gute Redner.

·   Eine ausgezeichnete Hilfe gegen schwierige Sätze bietet die deutsche Wortbildung, weil Komposition und Präfigierung im Deutschen sehr mehr leisten als in den romanischen Sprachen und lange, vielgliedrige Wortketten ermöglichen, sozusagen als Ersatzformen für lange Sätze (die berühmten Wortketten wie Einkommenssteuer­jahresausgleich... ,  s-antragssteller, Bundesausbildungsförderungsgesetz, etc.).

·   Auch Abkürzungen, Kurzformen oder verkürzte Sätze (z.B. im Amtsdeutsch und in Anordnungen) ersetzen die langen und komplizierten Sätze. (Das führt zu Vorurteilen wie: die Deutschen seien „kurz angebunden“, hätten einen „Befehlston“, wären „kalt“ und weniger freundlich im Umgang)

·   Eine  andere  "Satzverkürzungsmöglichkeit" (siehe auch dieses Wort selbst!) ist die schnelle Bildung von individuellen "Augenblickskomposita" (z.B. „das Aus-der-Haut-fahren-Können“); Wörter, die in keinem Lexikon stehen, die aber jeder bildet und jeder versteht.

·   Die Satzbildung mit den vielen strukturellen und hierarchischen Beziehungen zwischen den Teilen verlangen viele und vielfältige Funktionswörter. Deutsch hat weit mehr  Konjunktionen und Präpositionen als das Spanische.

·   Die Satzstrukturen sind daher aber auch geschmeidiger, plastischer, weit anpassungsfähiger als beispielsweise das pragmatische Englisch oder die romanischen Sprachen (man beachte etwa, wie schwer sich Spanisch tut mit präzisen Begriffen, mit der „de“-Bildung für neue Ausdrücke etwa). Deutsch eignet sich hervorragend für die Darstellung komplizierter Sachverhalte und neuer Gedankengänge, etwa in den Geisteswissenschaften wie Philosophie, Rechtswesen, Theologie, aber auch bei Definitionen, DIN-Normen, etc. Die „schwierige“ deutsche Syntax tut sich leichter in der Darstellung schwieriger Gedankengänge als andere europäische Sprachen.

·   Schließlich verlangt die komplizierte Satzbildung auch komplizierte Komma- und Interpunktonregeln

 

B.  VOM INDOEUROPÄISCHEN ÜBER DAS LATEINISCHE ZUM SPANISCHEN

1. Entwicklung der spanischen Sprache

Spanisch ist die Weiterentwicklung des italisch-lateinischen Zweiges auf der Iberischen Halbinsel (ab Hannibal und dem 2. Punischen Krieg - 218-201 v.Chr - und der Einnahme von Cádiz im Jahre 206 v.Chr). Es hat sich aus der nichtklassischen lateinischen Volkssprache, dem Vulgärlatein entwickelt und war das Latein von Spanien. Es hat den indoeuropäischen beweglichen „freien“ Wortakzent (in der Regel auf der vorletzten Wortsilbe) beibehalten.

Den lateinischen Dialekt auf der Iberischen Halbinsel haben auch die Westgoten (ab 414) und später die Mauren (ab 711) nicht mehr strukturell verändern können, sie haben jedoch den Wortschatz bereichert (10% ist aus dem Germanischen, 15%  dem Arabischen).

Das Standard-Spanisch gibt es schon seit Alfons X (1252-84), sein kastilischer Dialekt, das „Castellano“, wurde zur Staatssprache des neuen Königreiches Spanien (1479) und verdrängte allmählich das angesehene Sevillanische. Schon 1492 gab es die erste Spanische Grammatik, (im gleichen Jahr der Vertreibung der Mauren und der Juden aus Spanien und auch der Entdeckung Amerikas also.)

2. Morphosyntaktische Veränderungen des Spanischen im Vergleich zum Indoeuropäischen [5]

1.    In der Morphologie der Verben hat Spanisch von allen romanischen Sprachen die meisten grammatischen Strukturen des Lateinischen - und damit des Indoeuropäischen - bewahrt.

·   es hat die meisten analytischen Verbformen (siehe weiter unten), allerdings sind synthetisch-syntaktische (wie das Perfekt) dazugekommen.

·   drei von vier Konjugationsklassen (-ar, –er, -ir) sind, wenn auch abgeschwächt (besonders die ir-Klasse), noch erhalten.

2.    in der Morphologie der Nomen ist es umgekehrt:

·   von den 8 indoeuropäischen Kasus ist keiner mehr markiert erhalten; es gibt nur noch die Singular–Plural-Differenzierung. Schon im Vulgärlatein wurden die oft verwirrenden Kasusendungen häufig durch Präpositionen ersetzt.

·   Außer bei „esto“, eso, „aquello“ und „ello“, „lo“ gibt es auch nur noch 2 Genera. Das Neutrum ist meist in dem Maskulinum aufgegangen.

3.    das wirkt sich auf die Syntax aus:

·   die Verbformen sind noch stark markiert, d.h. das Prädikat kann seine kompakte Stellung behalten, es bildet weniger semanto-syntaktische Valenzen als das Deutsche und braucht keine Satzklammer,

·   die syntaktischen Beziehungen zwischen den Satzgliedern werden nicht mehr durch Kasus, sondern durch Präpositionen und die Wortstellung ausgedrückt,

·   weil die Satzklammerregeln entfallen, sind die Stellungsregeln im Satz einfacher: syntaktisch zusammengehörende Einheiten stehen nebeneinander (Kontaktstellung). Sie können als Ganzes, - nicht in Teilen! -, im Satz verschoben werden. Das Prädikat kann sogar in die Dritt- oder in die Viertstellung („a él eso le gusta“)

C. FOLGEN FÜR DIE SATZGESTALTUNG AUS DEM UNTERSCHIEDLICHEN ENTWICKLUNGSVERLAUF DER BEIDEN SPRACHEN

Beide indoeuropäische Sprachen haben zwar funktional die gleichen Möglichkeiten für Objekte, Adverbiale, Attribute, etc. Aber ihre funktionalen Entsprechungen sind morphologisch oft sehr verschieden, es gibt z.B. keine Form für das Genitivobjekt, keinen obligatorischen doppelten Akkusativ im Spanischen, aber ein pronominales " se " als recht variationsreiche Form für das Objekt.

1.     Für beide Sprachen gilt, dass das syntaktisch Zusammengehörende auch topologisch zusammen stehen sollte. Das gilt für

·   die synthetisch-syntaktische Prädikatsteile (zusammengesetzte Zeiten, Prädikativ,…),

·   die Prädikatserweiterungen und –zusätze und ihre Nähe zum Prädikat,

·   die Position des jeweils wichtigeren Satzgliedes und seine Nähe zum Prädikat.

2.     Die konkrete Platzierung der Satzteile (ihre „Oberfläche“) ist aber in beiden Sprachen tatsächlich oft gerade umgekehrt.

3.     Spanisch braucht wegen der vielen noch erhaltenen morphologischen Formen weniger analytische als das Deutsche und - von den Verbalperiphrasen abgesehen   auch weniger syntaktische Strukturen überhaupt. Der Satzbau ist daher einfacher und weniger stark differenzierend.

4.     Das Verb eröffnet weniger obligatorische "Leerstellen" (Valenzen) als das Deutsche; "subjektlose" Sätze sind möglich in der oración impersonal (llueve, hace calor, hay pan), es gibt sogar eine ‘oracio con sujeto implícito’ (ya viene [él]).

5.     Tabellarische Übersicht des Konjugationssystems

Spanisch

Deutsch

3 Konjugationssysteme

(-ar –er  -ir)

2 Konjugationssysteme

(starke – schwache Konjugation)

grammatische Person,

fast nur in der Emphase gebraucht

grammatische Person obligato­risch

Passiv, mit Konkordanz

Passiv, ohne Endung

2 Subjuntivo‑Formen im Preté­rito:  ...are, ...-ese

1 unvollständige Konjunktivform (bliebe)

Perfekt, mit  haber +

Partizip Perf. (‑ado, ‑ido)

Perfekt, mit sein / haben +

Partizip Pf. (ge...en oder  ge...t)

Prädikativ,  mit Konkordanz

Prädikativ, ohne Endung

grammatikalisierter  Aspekt

(indefinido/ impf)

Ersatzformen, modale Wörter, Präfixverben, …

morphologische Paradigmen für

- indefinido

- condicional

- futur

- pretérito anterior (kaum gebrau­cht)

- subjuntivo fut. (“donde fueres”, “haz lo que vieres”)

- subjuntivo impf. (...are, ...ese)

- Gerundio

- Partizip I

synthetische und morphosyntak­tische ‚Ersatzformen’

 

6.  Für das Erlernen der jeweils anderen Sprache dieses Sprachenpaares führt das in der Satzbildung zu gravierenden Lernschwierigkeiten:

·   Der deutschsprachige Spanischlerner muss mehr verbale Kategorien lernen, automatisieren und sollte diese auch benutzen, damit es "spanischer klingt" - und nicht lexikalisch sie durch Fehlervermeidungsstrategien umgehen - um das gleiche zu sagen wie der Muttersprachler (also besser: "hay que..."    als „es necesario que...“).

·   Umgekehrt muss der Spanischsprachige sehr viel mehr analytische und syntaktische Formen im Deutschen beherrschen lernen, als er sie in seiner Muttersprache hat.

·   Die sehr viel freiere Form der deutschen Wortbildung mittels Präfixe erfordern auch wesentlich mehr Kenntnisse über ihre Zusammensetzungen als umgekehrt im Spanischen.

Damit sind auch zwei der Hauptquellen für Interferenzfehler im Deutschunterricht angesprochen,

das Weglassen notwendiger Formen im Prädikatsbereich oder ihre falsche Positionierung im Satz. [6]

  

Anhang 

Kurzdarstellung der Indoeuropäischen Morphosyntax

(nach “Wikipedia”)

Das Indogermanische (= Indoeuropäische)

ist als Sprache nicht schriftlich erhalten; es wurde von der Forschung u.a. wie folgt rekonstruiert:

 

Lautstand

Neben den ca. 22 Konsonanten hatte es eine Reihe kurzer und langer Vokale und dazu noch Di­phthonge

Morphologie und Morphosyntax:

Das Wort

Ein typisches indogermanisches Wort war aufgebaut aus Wurzel, Suffix und Endung; Wurzel und Suffix gemeinsam heißen Stamm. (Natürlich hatten nur flektierbare Wörter wie z. B. Substantive, Verben, Adjektive eine Endung).

Eine vergleichbare Bildung im Deutschen ist z.B. in les-bar-e (Texte) zu finden: Die Wurzel "les", die auch in Lesung, Lese, lesen, leserlich vorkommt, der Suffix "bar", der hier eine Mögli­chkeit bezeichnet, und die Endung "-e" die hier für den Plural steht. Anders als die Bezeichnung „Suffix“ erwarten lässt, steht der Suffix in der Mitte des Wortes, am Ende des Wortstammes.

§      Die Wurzel eines Wortes beinhaltet die zentrale Bedeutungsaussage, (nicht aber die Wortart). Wurzeln sind fast immer einsilbig und besitzt den Aufbau Plosiv - (Reso­nant) - Vokal - (Resonant) - Plosiv. Die Resonanten dürfen dabei wegfallen.

Beispiele: sweh2d ‚süß‘. melh2 ‚mahlen‘, dhwer ‚Tür‘, ped ‚Fuß‘.

§      Der Suffix spezifiziert die Bedeutung auf eine Weise, die den deutschen Vorsilben (be-arbeiten, ver-arbeiten) vergleichbar ist. Ihre semantische Funktion ist oft nicht mehr ein­deutig zu fassen, und oft verschmilzt der Suffix mit Wurzel und Endung bis zur Un­kenntlichkeit.

Beispiele: -lo- Verkleinerung (vergl. lateinisch -ul-) , -ko-, -iko-, -isko: Herkunft, Material (lat bellum Krieg, bellicus kriegerisch, Althochdeutsch diut-isc zum Volk gehörig > (Volkssprache ‚Deutsch‘ im Gegensatz zum Latein).

§        Während die Suffixe eher als Elemente der Wortbildung angesehen werden, bilden die Endun­gen den

Hauptträger des Flexionssystems.

Ablaut

Wurzel, Suffix und Endung des indogermanischen Wortes waren der Ablautbildung unterworfen. Das Ablautsystem unterschied fünf Stufen: Die vokallose Schwundstufe, die Grundstufen auf -e- und -o-, und die Dehnstufe auf -ē- und -ō-. Andere Vokale entstanden durch sekundäre Bil­dungen in Verbindung mit diesen fünf Vokalen und Laryngalen. (Lediglich einige vermutlich auf Fremdwörter zurückführbare elementare a sind bekannt).

Substantive

Substantive wurden nach acht Fällen (Nominativ, Akkusativ, Genitiv, Dativ, Instrumental, Abla­tiv, Lokativ, Vokativ) und nach Singular, Plural, und Dual dekliniert. Es gab drei Geschlechter: Maskulin, Feminin und Neutrum.

Verben

Das urindoeuropäische Verbsystem ist sehr kompliziert und beinhaltet eine Ablautsequenz, die in weiterentwickelter Form germanischen Sprachen und slawischen Sprachen noch immer vorhan­den ist.

Verben haben vier Modi (Indikativ, Imperativ, Konjunktiv und Optativ), zwei Diathesen (Aktiv and Mediopassiv), sowie drei Personen und drei Numeri (Singular, Dual und Plural). Verben werden in zwei Tempora konjugiert- Präsens und Präteritum. Das Präteritum ist dabei nicht mit den Modi frei kombinierbar, wird wie ein eigener Modus behandelt. Außerdem gilt es als wahr­scheinlich, dass das Proto-Indogermanische sich durch eine Aspekttrialität zwischen perfekti­vem, imperfektivem und den resultativ-stativen Aspekt auszeichnet, so wie es im Altgriechischen und mehr noch im Neugriechischem der Fall ist (Hier drückt der Präsensstamm den imperfekti­ven Aspekt, der Aoriststamm den perfektiven und der Perfektstamm den resultativen Aspekt aus). Der Imperfektive Aspekt schaut „in einen Verlauf hinein“, der Perfektive sieht ihn als Gan­zes, und der Resultative schaut auf das Ergebnis des Verlaufs.

Die Wurzel ist das grundlegende Morphem eines Wortes. Von ihr können verschiedenste Stämme abgeleitet werden, die ihr im einfachsten Fall gleichen. Der Stamm eines Verbs bezeich­net neben das Tempus auch den Verbalaspekt und wird durch Ablaut und/oder Suffixe gebildet, der Modus durch Suffixe angezeigt und die Person durch eine Endung.

Personalendungen im Präsens und im Aorist

Präsens, Präteritum (mit imperfektiven Aspekt) und der Aorist (mit perfektivem Aspekt) benut­zen zwei Sätze von Endungen, nämlich primäre und sekundäre. Die Primärendungen gelten für gegenwartsbezogene Konjugationsformen, namentlich also nur für das Präsens, während die Sekundärendungen für die vergangenheitsbezogenen Verbformen, für die imperfektive Präteritalform und die Aoristform, verwendet werden.

Man unterscheidet zwei grundsätzliche Typen von Stämmen, nämlich thematische und athemati­sche. Bei ersteren endet der Stamm auf einen charakteristischen Vokal, den so genannten The­mavokal, der bei letzteren fehlt. Der Themavokal ist entweder e oder o, und zwar nach folgender Verteilung: 1.Sg., 1. Du., 1.Pl. und 3.Pl. haben o, die anderen Personen e.

siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Indogermanische_Ursprache

 

Ý nach oben

 


[1] neben den flektierenden Sprachen, - dazu gehört auch das nicht-indogermanische Arabisch -, gibt es die  isolierenden Sprachen (wie Chinesisch, Indonesisch) oder agglutierende, durch „angeklebte“ Affixe, Suffixe (wie Türkisch, z.T. auch Baskisch) und die noch stärker inkorporierende, polysynthetischen Sprachen in Süd- und Nordamerika, wo alles zu einen Wort zusammengeklebt wie auch beim Eskimalischen.

[2] wobei umgangssprachlich der Genetiv fast ausgestorben ist („Das Auto von meinem Chef”, "meinem Chef sein Auto" statt: “Das Auto meines Chefs”)

[3] im Süddeutschen benutzt man mündlich fast nur noch das Präsens

[4] (nicht nur beim Verb, auch beim Nomen gibt es eine Art „nominalen Rahmen“, etwa für die Stellung der erweiterten Attribute, „das von ihr übersetzte Buch“ )

[5] Im äußersten Süden etablierte sich das Italische mit seinen Hauptvertretern Etruskisch und Lateinisch. Von Italien aus verbreitete sich seit Julius Caesars Zeiten (100 - 44 v.Chr) die Sprache der Römer über halb Europa. Dank der römischen Eroberung und jahrhundertelangen Überfremdung Galliens, Spaniens und des Balkans gaben die dort lebenden Völker ihre eigenen Sprachen auf. Es entstanden vulgärlateinische Dialekte, aus denen sich im Mittelalter die romanischen Sprachen Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Rumänisch entwickeln sollten. 1000 Jahre nach dem Untergang Roms setzten Portugiesen und Spanier die Ausbreitung des Romanischen fort, indem sie Südamerika und viele andere Teile der Welt eroberten. http://www.stefanjacob.de/Geschichte/Unterseiten/Idg.php

[6] siehe dazu weitere Ausführungen auf dieser Homepage